Vom Stift zum Chef

Nanno Viëtor, Buchhandlung Johannesstift

Nanno Viëtor, Geschäftsführer der Buchhandlung Johannesstift

© EJS

Das hat mich in die Buchbranche geführt:

Beim Lesen war ich ein »Latecomer« und die Buchhandlung Obertüschen von Onkel Dieter in Münster war zwar mein erster Kontakt zum Buchhandel, aber trotzdem konnte ich mir nicht vorstellen »irgendwas mit Büchern zu machen«. Eine Schulfreundin begann nach dem Abi in Bonn ihre Lehre bei Lempertz und ich wurde doch neugierig. Der Lehrstellenmangel brachte mich dann 1984 unfreiwillig nach Berlin, wo ich mich durch den Tipp der damaligen Geschäftsstelle in der Lützowstraße im Johannesstift bewarb und blieb. Durch den damaligen Fachbereich Theologie lernte ich dort mit dem Leben als »halbwissender« Nichtakademiker umzugehen… Nach zehn Jahren im Großbuchhandel war es wie ein Geschenk »vom Stift zum Chef« in meiner ehemaligen Ausbildungsstätte die Geschäftsführung übernehmen zu dürfen.

Mein Lieblingsbuch das keiner kennt:

»Rabatt habe ich nie gegeben.« Aus der Selbstbiografie von Ludwig Christian Kehr, Buchhändler in Kreuznach Anno 1834 (Windecker Winkelpresse 1980)

Ohne meine Kolleg*innen hätte ich dieses Ding nicht gedreht:

Ohne den Zusammenhalt im Team geht nix! Die Buchhandlung wurde 1898 gegründet und muss sich als Betrieb tragen. Als Einzelkämpfer ohne den Rückhalt meiner Kolleginnen hätte ich nie unsere Buchhandlung in der Peripherie von Stadt und Wald aus den roten Zahlen bringen und erhalten können. Auch heute sind die Herausforderungen nicht minder, was unseren Alltag im und mit dem Laden betrifft.

Dieses Projekt würde ich gerne aus der Schublade holen:

Beeindruckt hatte mich das Engagement der Frau Strzeletz von der VHS Spandau, ihrerseits ein bücherHERO der VHS, die 2019 den »Spandauer Buchpreis« auslobte unter dem Motto: Spandau wählt den Roman des Jahres.
Anhand der Shortlist zum Deutschen Buchpreis haben sich 4 Buchhandlungen mit der Volkshochschule zusammengetan, um Spandauer Literaturfans die Möglichkeit zu geben, über den Gewinner zu spekulieren und ihren eigenen Lieblingsroman zu wählen. Es gab Lesungen und eine Abschlussfeier, die viel Spaß bereitet haben. Es freute mich sehr, sollte dieses Projekt eine Fortsetzung erfahren.

Ich bin Mitglied im Börsenverein, weil…

… Partizipation und Solidarität, kollegialer Erfahrungsaustausch und Mitarbeit zu Freundschaften führen können, deren Mehrwert ein Arbeitsleben bereichern, unabhängig von der Beitragsgröße des Unternehmens im Verband. Deswegen kann man nicht Nichtmitglied sein. Lernen Sie unsere formidable Geschäftsstelle kennen!

Welcher bücherHERO ist noch zu entdecken, und warum?

Meine Wertschätzung gilt beispielsweise Edgar Schuster mit seinem Team von Bücher am Nonnendamm! Diese Heroes haben in der Startphase des Betriebs eine “Buchhandlung ohne Bücher“ unter anderem mit Gutscheinen und Kundensolidarität, vor allem aber mit ihrem Engagement, zu einer Institution in Siemensstadt gemacht. Über viele Jahre ist unsere Kollegialität im Verband zur freundschaftlichen Verbundenheit gewachsen.

Was möchten Sie sonst noch loswerden?

Es gibt häufig ein kritisches Verhältnis zu Institutionen, dazu gehört auch unser Börsenverein –
Gerade deshalb können wir die Chance nutzen und unsere Angelegenheiten durch aktives Einbringen in unserem Sinne, in der Verbandsarbeit des BöV mitzugestalten. Von außen zu kritisieren ist probat, hilft aber nur geringfügig. Mit Kolleginnen sich zu begegnen, auszutauschen und gemeinsame Ziele zu verfolgen erfüllt eher diesen Wunsch nach Verbesserung in unserem Berufsstand. Wir haben in unserem Verband sogar ein eigenes Sozialwerk um in Not geratene Kolleginnen zu unterstützen.
Wir sind in unserem Börsenverein so viel mehr als nur ein Lobbyverband!
Es gibt viele Möglichkeiten sich einzubringen und auch die Treffen mit den anderen unabhängigen SorimenterInnen im IGUS haben mir den Horizont erweitert und Freude bereitet. Auch die KollegInnen in der Frankfurter Geschäftsstelle sind eine freundliche Hilfe und haben mir meine Schwellenangst genommen. Dazu gehört auch in meinen Augen die Teilnahme an den Buchtagen, über deren Wichtigkeit mir erst bei der Teilnahme an der Hauptversammlung bewusst wurde – von der tollen Party danach mal abgesehen…
Machen Sie mit 🙂

Nanno Viëtor
Buchhandlung Johannesstift
Schönwalder Allee 26, Haus 2
13587 Berlin-Spandau

Telefon: (030) 33 52 431
E-Mail: info@buchhandlung-johannesstift.de
Webseite: www.evangelisches-johannesstift.de/buchhandlung

Facebook: johannesstiftbuchhandlung

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