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Aus der Verbandsgeschichte (4)
Feuerwerk der Bücher: STADT LAND BUCH und seine Vorgänger
Von Detlef Bluhm
Viele Mitglieder werden sich noch an STADT LAND BUCH erinnern, ein Veranstaltungsformat des Verbandes, an dem in seinen besten Jahren über 100 Verlage und Buchhandlungen mit Lesungen und Buchpräsentationen teilgenommen haben. Einige entsinnen sich bestimmt auch daran, dass diese Veranstaltungsreihe früher unter dem Titel Berlin-Brandenburgische Buchwochen durchgeführt wurde – von 1992 bis 2009. Die allerwenigsten werden wissen, dass deren Vorgeschichte bis ins Jahr 1947 zurückreicht.
Im Juli 1947 fand anläßlich einer Tagung der deutschen Buchhändlerinnen und Verleger im Schloß Charlottenburg die erste repräsentative Buchausstellung im Nachkriegsdeutschland statt. Aus dieser Leistungsschau entwickelte sich eine alljährliche Buchausstellung auf dem Messegelände am Funkturm, die erstmals 1951 gezeigt wurde. Dieses Vorhaben wurde vor allem von der Stadt Berlin finanziell großzügig gefördert und zog jährlich zehntausende von BesucherInnen an. Die Berliner Buchausstellung am Funkturm musste in den späten siebziger Jahren aus finanziellen Gründen ihre Tore für immer schließen. An ihre Stelle trat von 1981 bis 1986 das Berliner Bücherforum ex libris, eine Buchausstellung mit Titeln Berliner Verlage. Diese Buchausstellung übernahm gewissermaßen den Etat der Ausstellung am Funkturm, den der Kultursenat in einem Haushaltstitel festgelegt hatte.
Bei einem Gespräch mit Dietger Pforte, dem damaligen Literaturbeauftragten des Kultursenats, gelang es im Sommer 1991 eine »Neuauflage« dieses Haushaltstitels zu initiieren, so dass im Herbst 1992 die Berlin-Brandenburgischen Buchwochen an den Start gehen konnten – ausgestattet mit dem staatlichen Zuschuss, der seit Jahrzehnten unserer Branche zur Verfügung gestanden hatte und ergänzt durch finanzielle Mittel des Brandenburgischen Kulturministeriums.
Die Berlin-Brandenburgischen Buchwochen waren aus dem Stand und viele Jahre das größte Literaturprojekt der beiden Bundesländer. Im Jahr 2010 strich die Berliner Kulturverwaltung auf Betreiben ihres Staatssekretärs André Schmitz (der sein Amt 2014 wegen erheblicher Steuerhinterziehung aufgeben musste) ihre Zuwendung der nun in STADT LAND BUCH umbenannten Buchwochen. An ihre Stelle traten der Wirtschaftssenat und die Aufbau Verlagsgruppe. In den folgenden Jahren wurde die Finanzierung der Veranstaltungsreihe immer schwieriger – Zuschüsse an die veranstaltenden Buchhandlungen und Verlage wurden längst nicht mehr bezahlt. Kooperationen mit dem Berliner Krimi-Marathon (ab 2014) und verschiedenen Gastländern (ab 2015) konnten nicht verhindern, dass STADT LAND BUCH im Jahr 2018 zum letzten Mal durchgeführt wurden – was auch daran lag, dass sich nur noch wenige Mitgliedsunternehmen mit Veranstaltungen an STADT LAND BUCH beteiligt haben.
Viele, die sie miterlebt haben, werden sich noch an die sonntäglichen Eröffnungsveranstaltungen erinnern, die zumeist als Matinee in verschiedenen Theatern in Berlin und einigen Städten Brandenburgs stattgefunden haben. Zu diesen feierlichen Eröffnungen konnten als Gäste u.a. Christa Wolf mit Harry Mulisch, Margriet de Moor mit Adolf Endler, Yaşar Kemal, Martin Walser, Hilde Domin, Assia Djebar, Imre Kertész, Inge Feltrinelli mit Klaus Wagenbach, Mirjam Pressler, Hans Keilson, Wolf Lepenies mit Hanns Zischler, Monika Rinck mit Günter Kunert, Martina Gedeck, Peter Sloterdijk mit Thomas Macho, Dagmar Manzel in oft ausverkauften Sälen begrüßt werden.
Doch STADT LAND BUCH war nicht nur ein Fest für den Kopf sondern manchmal auch Stimulanz für die Beine: Einige Jahre wurde in das Literaturfest hineingetanzt – im Rahmen der »Schönen Party« legten doppelbegabte Mitglieder als DJs in der Kalkscheune auf, in der Berghain-Kantine intonierte zweimal die Blumenbar-Party den Start in die Veranstaltungsreihe. Und 2010 verwandelte sich die gesamte Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz an einem Wochenende in einen Lesesalon mit Sascha Lobo, Klaus Kordon, Sadie Jones, Benedict Wells, Peter Wawerzinek, Christoph Peters und vielen anderen – zu später Stunde begeisterte das Berliner Kult-Duo »Stereo Total« mit punkigem Synthiepop seine Zuhörerinnen und Zuhörer.
Als »Feuerwerk der Bücher« hat die in Wien erscheinende Tageszeitung Der Standard STADT LAND BUCH 2009 passend charakterisiert – um nur eine von ungezählten Pressestimmen zu zitieren. Kommt irgendwann die Zeit, in der ein ähnliches Feuerwerk wieder gezündet wird?